Mein Rad ist mein Pacer. Und ich liebe meinen Pacer, das einzige Problem ist: ich wachse noch. Und zwar relativ schnell und viel zu viel. Deswegen bin ich jetzt schon um einiges zu groß für meinen Pacer, er ist nicht mehr so angenehm wie er mal war. Also muss eine Alternative her, etwas mindestens genauso gutes, mit dem ich mindestens genau so viel Spaß habe. Und da hat sich doch was gefunden: ein Hi-Pacer, Baujahr 1989. Wir haben ihn als Komplettrad von Kleinanzeigen, tolles Lackbild und noch ein paar Originalteile. Die sind zwar gerade durch eine Schicht Dreck verdeckt, aber er hat definitiv das Potenzial für einen echten Hingucker!
Hi-Pacer ’89
Der Rahmen ist gemufft und aus quadruple butted (konifizierten) Ishiwata EXO CroMoly Rohren gelötet. Die Gabelscheiden sind dagegen von Tange und aus Cr-Mo-Stahl. Die Rahmenhöhe beträgt 53 cm, mit ebenso langem Sitz- wie Oberrohr. Im Original war das Rad, zumindest denke ich das, mit kompletter Shimano Deore-Gruppe ausgestattet, allerdings ist davon nur noch der Umwerfer und die Kurbel geblieben. Die Kurbel finde ich dabei besonders schön, denn die schwarzen Kurbeln aus den ’90ern sehen deutlich besonderer aus, als die „normalen“ Silbernen. Das Schwarz macht sie in meinen Augen um einiges edler, auch wenn das immer auf den Rahmen ankommt. An manchen Rahmen ist silber deutlich stylisher. Der verbaute Steuersatz ist aber auch noch original: Levin Tange. Der ist absolut top, die damaligen DuraAce-Steuersätze sollen oft gegen die Levin Tange getauscht worden sein.
Ansonsten ist der Laufradsatz noch original. Die Deore-Naben laufen noch butterweich und die Felgen, wo ich von Ukai ausgehe, sind zumindest hinten noch in Ordnung. Vorne ist die Felge leider gerissen, höchstwahrscheinlich, weil der Vorbesitzer nie die Bremsbeläge getauscht hat und das nur noch reines Metall ist. Da bremsen sich die Felgen ziemlich schnell ab, somit ist das eigentlich kein Wunder. Hatte er Glück, dass es nicht während des Fahrens passiert ist.
Derzeitiger Zustand
Geplant ist, das Rad komplett zu zerlegen, alles zu reinigen um es dann neu aufzubauen. Dabei werde ich natürlich vieles verändern, denn zurzeit sind einige Anbauteile dran, die ich nicht so verbauen würde. Das offensichtlichste Beispiel ist der Lenker: In Brezelform gebogen, weshalb die Lenkachse dann fast 0° ist, da der Vorbau quasi durch den Lenker wieder wettgemacht wird. An diesem Lenker sind Shimanos LX V-Brake-Bremshebel BL-M570 mit einem Gummiüberzug verbaut. Und diese Hebel finde ich überhaupt nicht schön. Es mag auch an diesem Gummi-Überzug liegen, aber die Hebel sind wirklich alles andere als filigran. Schalthebel sind gruppenlose Shimano 3×7.
Der Original-Vorbau ist noch dran, die Kuwahara-gebrandete Sattelstütze nicht mehr. Sie wurde durch eine sehr elegante von Koga ersetzt. Bremsen sind passend zu den Hebeln die LX BR-M570 aus den Anfängen der V-Brakes mit dem markanten Parallelogramm verbaut. Ein Seitenläufer und ein Scheinwerfer wurden montiert, es fehlt aber ein Rücklicht. SKS-Schutzbleche und ein Gepäckträger sind verbaut. Außerdem ist genau der gleiche Ständer wie an meinem Pacer verbaut, der sehr gut steht. Der Umwerfer und die äußerst seltene schwarze Kurbel, die noch dazu 175 mm lang ist, sind aus Shimanos Deore-Gruppe von 1988. Das Schaltwerk ist aus der damaligen Topgruppe Deore XT RD-M735 und super in Schuss! Ein echter Hingucker!
Der Neuaufbau
Das erste, von dem ich schon eine klare Vorstellung habe und was mir tatsächlich sehr wichtig ist, ist der Lenker. Es soll kein „normaler“ gerader Lenker mehr sein, sondern unbedingt ein Bügellenker! Mehr Griffpositionen und ein sportlicheres Handling sprechen für diese Form, auch in bestimmten Situationen tiefer und somit aerodynamischer werden zu können gefällt mir. Dafür brauche ich aber noch Brems-/Schalthebel, Lenkerendschalthebel und auch Rahmenschalthebel finde ich unpraktisch, STIs sind die Präferenz. Und da ich es möglichst, wen auch nicht ganz, timecorrect aufbauen möchte und außerdem Kurbel und XT-Schaltwerk dran lassen will, sollten sie 8 fach schalten. Acht Ritzel und drei Kettenblätter, damit ich auch auf Touren noch die nötige Abstufung habe. So zumindest die Vorstellung, ich habe noch keine solchen hier. Die müsste ich aber schon irgendwo noch herkriegen, das ist denke ich kein Problem.
Das erste „Problem“ beim Thema Neuaufbau: Laufradsatz. Eigentlich hatte ich gedacht, ich baue das Rad ganz klassisch auf, mit dezenten, komplett flachen Felgen etc., am besten natürlich mit den vorhandenen. Weil ich das Rad aber auch jeden Tag für die Stadt brauche, kann ich den Satz nicht 1:1 übernehmen, die Felgen hätte ich aber gerne auf einen Nabendynamo neu eingespeicht. Denn das sind ziemlich gute: Ukai Hohlkammerfelgen, waren recht stabil und trotzdem nicht die schwersten. So habe ich zurzeit wieder keine wirklich konkrete Idee für einen Laufradsatz.
Wovon ich allerdings schon eine feste Vorstellung habe und was ich tatsächlich auch schon habe, sind Schutzbleche und Gepäckträger. Denn die übernehme ich von meinem aktuellen Pacer den Tubus Fly und und SKS Blümels. Auch die Lichtanlage, sowohl Rücklicht (Busch & Müller Line small) als auch Frontscheinwerfer (Busch & Müller Eyc) werde ich übernehmen. Auch habe ich von dem geplatzten Aufbau des X-Pacers noch die hübschen Cantilevers von damals, die ich auf jeden Fall anstatt den V-Brakes verbauen werde. Zum einen rein technisch, da STIs längeren Seilzug als V-Brake-Bremshebel haben und zum anderen, weil diese LX in einem ziemlich komischen grau sind, das überhaupt nicht zu dem Rahmen passt.
Der Rahmen wurde im Februar 1989 für die ’89er Produktionsreihe gelötet, zu der ich hier den Katalog habe.